QOLO: Shlomo Malfono Sabri Atman. Jede Woche hört man was Neues vom Seyfo Center (SC), erst Recht nachdem der Völkermord von der schwedischen Regierung anerkannt wurde. Was gibt es neues vom SC zu berichten?
Sabri Atman: Bsheino. Die Arbeit läuft in der letzten Zeit sehr gut. Es wurde SC in den verschiedensten Ländern etabliert. Vorher arbeiteten wir als eine überregionale Institution, doch der enorme Aufgabenbereich in jedem Land den es zu überwältigen gibt, kann SC als eine einzige überregionale Institution alleine nicht meistern. Wir können uns heute glücklich schätzen in den verschiedensten Ländern SC etabliert zu haben, wie z.B. in den Niederlanden, Schweden, US-New York, Australien, sowie neuerdings auch in Deutschland. Die Tendenz für mehr Aktivisten im SC ist steigend.
In Schweden hat SC-Schweden zuletzt mit Ninos Aho Veranstaltungen organisiert, an denen 1500 Personen teilnahmen. Natürlich steht SC nicht alleine da, bei diesen Veranstaltungen halfen die assyrischen Verbände in Schweden und sie unterstützen auch ferner SC International. SC-Schweden betreibt zurzeit auch viel Lobby-Arbeit um den Seyfo in die Geschichtsbücher von Schweden zu integrieren.
SC-International hatte zuletzt eine Konferenz im Europäischen Parlament. Nach der Konferenz gab es Sitzungen mit verschiedenen Parlamentariern. Ich denke das die Resolution die in Schweden verabschiedet wurde auch in naher Zukunft im EU-Parlament verabschiedet wird. 1987 hat das EU-Parlament den Völkermord an den Armeniern anerkannt. Unsere Lobby Arbeit richtet sich hier an der Frage, wieso es nicht auch an unserem Volk anerkannt wurde. Dazu haben wir viel positive Rückmeldung von vielen Parlamentariern erhalten.
In naher Zukunft haben wir wieder viele Vorträge und Sitzungen in aller Welt. In einigen Ländern waren wir z.B. noch nie gewesen, wie Neuseeland, Syrien oder sogar Israel. Zuerst geht es in die USA, wo ich 8 Vorträge halten werde. Drei von diesen Vorträgen werde ich vor Armenischen Gemeinden halten, die mich zu sich eingeladen haben. Die Armenier haben zuletzt ein großes Interesse bekundet. Ich hoffe, dass die Armenier auch die Anerkennung des Völkermords an den Assyrern in den USA ebenso anstreben werden.
QOLO: Was kannst du uns zum Denkmal berichten, welches in Sydney errichtet wird?
Sabri Atman: Die türkische Lobby in Australien hat große Proteste gegen das Denkmal organisiert, allerdings hat die Lobby-Arbeit der AUA (Assyrian Universal Alliance) dazu geführt, dass dieses Denkmal errichtet wird, trotz großer Proteste.
Am 7. August – Am Tag der assyrischen Märtyrer – wird das Denkmal eingeweiht. Es werden über 10 000 Menschen bei der Einweihung erwartet. Nach den Vorträgen in den USA, werde ich gemeinsam mit Ninos Aho zu der Einweihung reisen.
QOLO: ..und wohin führt die Reise dann…
Sabri Atman: Danach fliege ich zum ersten Mal nach Neuseeland und halte dort Vorträge. Ich hoffe, dass dadurch sich der ein oder andere Aktivist herausbildet und sich zukünftig in Neuseeland engagiert um dort die Völkermord-Frage anzukurbeln.
QOLO: Gibt es einen Bezug zum Türkei – Israel Konflikt, da du zum ersten Mal nach Israel reisen wirst?
Sabri Atman: Nein, es existiert kein Bezug. Ich reise in alle Länder der Welt um über den Seyfo zu referieren und Israel ist eines der Länder dieser Welt. Auch sie haben einen Holocaust erlitten und es existieren Antisemitische Strömungen und Holocaust-Leugner in der Welt, genauso wie es Seyfo-Leugner gibt. Ich denke, ein Volk das dasselbe erlitten hat wie wir, kann uns auch am besten verstehen.
QOLO: Was denkst du über den Konflikt zwischen Israel und Palästina?
Sabri Atman: Dies ist ein sehr alter und schwerer Konflikt. Mein Wissen reicht nicht aus um zu wissen, wie man den Konflikt lösen kann. Es existieren große Mächte die ein Interesse daran haben, dass dieser Konflikt nicht gelöst wird. Das was ich sagen kann ist, dass ich hoffe das Frieden einkehrt und das kein Blut mehr von einem Palästina und kein Blut mehr von einem Juden fließen soll. Terror wird nicht helfen den Konflikt zu lösen, sondern fördert den Konflikt nur mehr.
QOLO: Nach deinem Israel Aufenthalt reist du nach Syrien. Hast du keine Angst?
Sabri Atman: Nein, ich habe keine Angst. Ich begehe ja keinen Fehler. Ich habe das Recht in allen Ländern über mein Volk zu referieren. So wie ich in Syrien referiere, referiere ich auch in Israel. Ein Ballungsraum und Herkunftsland unseres Volkes ist Syrien, jedoch stehen uns als indigenes Volk keine Rechte zu. Diese werde ich u.a. in meinen Vorträgen fordern. Jeder weiß das Syrien von Demokratie entfernt ist.
QOLO: Schaden dir diese Worte hier nicht?
Sabri Atman: Für mich macht es nichts aus. Wenn man patriotisch ist und Demokratie und die Rechte für sein Volk fordert und dies auf Kosten einer Person, dann bin ich bereit diese Person zu sein. Das mir etwas zustoßen kann bin ich mir bewusst.
QOLO: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg auf deinem Weg, den Völkermord überall auf dieser Welt zur Sprache zu bringen und wir danken dir für dein Engagement.
QOLO Redaktion