Nach vier Jahren der Prozess-Verschleppung, stellt die Anwältin der Familie Dink (Fethiye Cetin), noch einmal anklagend fest: "Hrant Dink ist nicht geschützt worden, und diejenigen, die ihn nicht geschützt haben, werden nicht vor Gericht gestellt. Hrant Dinks Leben war schon lange in Gefahr, und das wusste der Staat. Alle Sicherheitsbehörden wussten das. … Trotzdem wurde er nicht geschützt. Und bis heute ist kein einziger Angehöriger der Sicherheitskräfte dafür vor Gericht gestellt worden." http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1272022/
Diese bittere Wahrheit wurde am 14. September 2010 auch durch den Spruch des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strasbourg bestätigt: Der türkische Staat hat seinen Bürger Hrant Dink vor seinen Mördern nicht geschützt. Aus diesem Grunde hat er den Hinterbliebenen 105.000 Euro zu zahlen und die Verfahrenskosten von mehr als 28.000 Euro umgehend zu erstatten. – Ein, wenn auch kleiner, Trost für seine Familie und seine Freunde. Die wahren Mörder aber bleiben unbestraft.
Unmittelbar nach der Ermordung Hrant Dinks besuchte der Ministerpräsident Erdogan die Angehörigen der Opfer und äußerte zusammenfassend vor den Fernsehkameras: Die tödlichen Schüsse, die Hrant Dink umgebracht haben, haben die Türkei getroffen. Alle Mörder und Komplizen zu finden und vor Gericht zu stellen, ist eine „Ehrensache“.
Wir müssen aber nicht erst seit heute feststellen, dass die „Ehre der türkischen Republik“ tief im Dreck steckt. Das Recht wird mit Füßen getreten. Genau dem wollte Hrant Dink ein Ende setzen, wenn er sich offensiv dafür einsetzte, die Verleugnung von Schuld und Unterdrückung in der türkischen Geschichte zu beenden. Er setzte sich unermüdlich für einen offenen und ehrlichen Dialog mit den Nachfahren der Völkermordopfer und mit den Nachfahren der Täter ein. Er brach Tabus, setzte Zeichen für eine Annährung und bewegte die Menschen. Dieser Prozess wurde mit der Ermordung Hrant Dinks – zumindest vorläufig – verhindert, und der türkische Staat spielte und spielt dabei eine aktive Rolle.
Als der Staatspräsident Gül noch einräumte, dass der türkische Staat Hrant Dink nicht ausreichend geschützt habe, richteten „Die Freunde Hrants“ (eine Bürgerinitiative die sich für eine lückenlose Klärung des Mordes und für Gerechtigkeit einsetzt) an Staatspräsidenten folgende Frage: "Herr Staatspräsident, Sie haben neulich gesagt, dass Hrant Dink leider starb, weil die notwendigen Maßnahmen zu seinem Schutz nicht ergriffen wurden. Wir wollen wissen: Sind irgendwelche Ermittlungen gegen diejenigen eingeleitet worden, die diese Maßnahmen nicht ergriffen haben? Und wir wollen wissen: Haben Sie die Behörden angewiesen, solche Ermittlungen einzuleiten?" http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1272022/
Bis heute bleiben die Staatsmänner der türkischen Republik die Antwort auf diese konkreten Fragen schuldig, um die Hintermänner des Mordes zu schützen. Sie überlassen den Staat und seine Institutionen weiterhin dem Einfluss von Mördern und Kriminellen.
Wir wehren uns gegen diesen unerträglichen Zustand und wollen dem einen Ende setzen. Deshalb gehen wir auf die Straße.
Wir fordern Gerechtigkeit für Hrant Dink!
Wir fordern Gerechtigkeit für das armenische Volk!
Wir fordern, den 17.000 fachen Mord und alle ungeklärten politischen Morde lückenlos aufzudecken und die Mörder vor Gericht zustellen!
Wir fordern die sofortige Aufhebung alle antidemokratischen Gesetze, die die Ausübung der Meinungsfreiheit verbieten.
Wir bitten um Berichterstattung.
Unterzeichner:
ADK (Föderation für Demokratiechen Rechte in Europa)
Armenischer Kulturverein in Hessen e.V.
DIDIF- Frankfurt
EDP (Partei der Arbeit und Demokratie) Auslandbüro
Günes-Theater Frankfurt
Mesopotamischer Kulturzentrum Frankfurt
SKD (Verein der Völkermordgegner e.V.)
Türkisches Volkshaus e.V. Frankfurt
Volkshaus-Darmstadt
Protestveranstaltungen
Ort und Termin
Am 19.01.2011,
um 15.00 Uhr legen wir einen schwarzen Gedenkkranz vor dem türkischen Generalkonsulat Frankfurt
Um 17.00 Uhr, Mahnwache auf der Zeil- Frankfurt (Springbrunnenplatz, Knotenpunkt Zeil – Hasengasse)
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an Ali Ertem, E-Mail: skd@gmx.net, Tel. 0177 2995985 oder Ibrahim Esen, E-Mail: i.esen@t-online.de, Tel.01786352232